Karrierechancen in der IT-Branche

Kim Schönrock

Das Wichtigste in Kürze

  • In unserem Interview mit Mark Schönrock teilt er seinen Blick auf die Karrierechancen und Gehaltmöglichkeiten in der IT mit uns.
  • Neben Karrierechancen und Aufstiegsmöglichkeiten geht es auch um typische Jobrollen in der IT und wie man mit den ständigen Wandel in der IT Schritt halten kann.

„Irgendwas mit Computern…“ Das soll der neue Job bringen. Aber wie fasst man eigentlich Fuß in dieser riesigen Branche? Welche Tätigkeitsfelder gibt es und wie steht es um die Gehaltschancen? Mark Schönrock ist Gründer der acocon Gruppe und seit mehr als 25 Jahren leidenschaftlicher IT'ler. Im Interview teilt er seine Einschätzungen.

Wir wollen heute über Karrierechancen im IT-Bereich sprechen. Was macht IT denn deiner Meinung nach a) zu einem spannenden Arbeitsfeld und b) zu einem mit guten Karrierechancen?

Spannend… Naja, wenn es langweilig wäre, hätte ich damit schon lange aufgehört. Aber Scherz beiseite. Die IT-Berufe zeichnen sich dadurch aus, dass man nicht einmal etwas gelernt hat und dann alles kann, was für immer gleichbleibt. Stattdessen sind die Tätigkeitsfelder so vielfältig, dass man sich praktisch immer weiterentwickeln kann. Wer Spaß hat und seine Nische gefunden hat, der kann das natürlich immer weiter vertiefen. Wenn man aber nach ein paar Jahren mal etwas anderes machen möchte, dann kann man sich da beliebig weiterentwickeln. So hat man immer die Möglichkeit am Ball zu bleiben und muss das eigentlich auch, da die Entwicklung in der IT so wahnsinnig schnell ist.

Und welche Karrierechance oder Aufstiegsmöglichkeiten bietet die Branche nun tatsächlich?

Wenn man sich überlegt, dass es in jedem Unternehmen universell zum IT-Einsatz kommt, steigt natürlich der Bedarf an Fachkräften. Irgendwer muss das Ganze ja machen. Dementsprechend, kann man verschiedene Wege einschlagen. Ich finde die IHK hat das ganz schön mit ihrer Ausbilungspyramide dargestellt. An der kann man sich ganz gut entlang hangeln.

Als Einstieg, wenn man aus der Schule herauskommt und noch nicht so genau weiß was man machen möchte aber IT interessant findet, kann man mit einer schulischen Ausbildung zum Infomationstechnischen Assistenten (ITA) beginnen. Dass dauert zwei Jahre und man hat danach eine theoretische Ausbildung, die vielleicht ein bisschen mit der höheren Handelsschule zu vergleichen ist.

Wer nach der Schule eigentlich direkt schon weiß: ‚Ja IT ist mein Ding!‘ Der kann natürlich einen der bekannten IT-Berufe lernen und eine Ausbildung machen. Da gibt es zum Beispiel den IT-Fachinformatiker für Systemintegration oder für Anwendungsentwicklung. Das sind die beiden Berufsbilder, die auch wir hier bei goldsteps ausbilden.

Nach einer Ausbildung, die ja typischerweise drei Jahre dauert, geht es mit der Spezialisierung weiter. Da guckt man sich z. B. verschiedene Serversysteme oder Datenbanken an. Andere interessieren sich für Sicherheit und wieder andere für Verschlüsselung. Also die Liste ist unendlich lang, sodass man sich da praktisch austoben kann, wie man will. Und diese Spezialisten werden natürlich in der Industrie oder Wirtschaft allgemein gebraucht.

Wer dann nach ein paar Jahren sagt, technischer Experte ist fein, aber ich möchte gerne Führungskraft werden – entweder organisatorisch oder auch im Bereich Personalführung – der kann z. B. eine Aufstiegsfortbildung zum IT Business Manager machen. Die bieten wir hier bei goldsteps als Aufstiegsfortbildung an. Das sind dann typischerweise Leute, die als Projekt- oder Serviceleiter und möglicherweise sogar als IT-Leiter unterwegs sind. Sie haben dann neben der technischen Expertise, auch die Führung einer Abteilung zu verantworten.

Jetzt bist du selbst ja auch auf Jobmessen in ganz Deutschland unterwegs. Was ist denn dein Eindruck im Bezug auf den Fachkräftemangel im IT-Bereich. Laut einer Studie des Branchenverbands Bitkom waren 2018 insgesamt 82.000 IT-Stellen unbesetzt. Erkennst du sowas auch auf den Jobmessen oder deckt sich das nicht mit deinen Erfahrungen?

Trau nie einer Studie, die du nicht selbst gefälscht hast (lacht). Ich gehe aber mal davon aus, dass die Bitkom Leute ihren Job gelernt und die Daten wissenschaftlich erhoben haben. Ob die Zahlen stimmen, keine Ahnung. Was ich aber sicher sagen kann ist, dass die Nachfrage nach Fachkräften unglaublich gestiegen ist. Das ist ganz spannend: Als wir angefangen haben IT-Fachinformatiker auszubilden – z. B. ehemalige Zeitsoldaten – und für diese Leute dann Ausbildungsunternehmen finden mussten, war das teilweise schwierig, z. B. in etwas strukturschwächeren Regionen. Heutzutage kann man sagen, dass die Firmen, die schonmal mit uns zusammengearbeitet haben, aktiv auf uns zukommen und fragen, ob wir noch Kandidaten haben. Der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte ist wachsend, die Zahl der nachkommenden Fachkräfte ist dementsprechend weniger stark wachsend und da sind die Chancen für die Kandidaten natürlich sensationell gut.

Kannst du sagen, was für Fachkräfte gesucht werden und wie sich Jobinteressierte darauf vorbereiten können?

Na klar! Der Fachkräftebedarf an sich ist tatsächlich sehr, sehr hoch. Eigentlich wird in allen Bereichen gesucht. So weit so gut für die Bewerber. Ich würde an der Stelle aber nicht sagen, darauf ruhen wir uns aus. Denn der IT-Trend geht ja, wie eben schon gesagt, in Richtung Cloud-Computing, Automatisierung und künstliche Intelligenz. Das heißt: Wenn wir da am Ball bleiben und nicht durch die Automaten ersetzt werden wollen, müssen wir dafür sorgen, wertvoll für die Firmen zu sein. Hier ist für mich die Schnittstelle zwischen dem Geschäft und der IT eine ganz tolle Sachen. Das ist für Maschinen nicht einfach zu machen und auch nicht durch Automatisierung zu lösen. Denn irgendeiner muss den Leuten ja sagen, ‚wie mache ich denn das, was ich hier tun soll, mit Hilfe der IT besser, schneller, toller?‘ Denn eine Sache ist ja auch klar: Wenn man einen schlechten Prozess digitalisiert, hat man einen schlechten Digitalprozess. Das wollen wir nicht tun. Dementsprechend müssen wir da sagen, die IT-Leute versetzten die Mitarbeiter in die Lage, ihr Geschäft immer besser zu machen.

Ein anderes Thema ist die Kommunikation. Das finde ich auch spannend. Man könnte ja auch sagen, es ist jetzt alles einfach geworden. Trotz verteilter Arbeitsstätten mit teilweise länderübergreifender Lokation, kann man jederzeit, jedermann überall erreichen. Wie schön! Und das auch noch per Textnachricht, per Chat, per Telefon etc.

Man könnte also meinen, Kommunikation ist insgesamt viel einfacher geworden. Das Gegenteil ist der Fall: Wir haben viel, viel mehr Möglichkeiten, also ist die Komplexität gestiegen und so ist auch die Chance, Missverständnisse zu erzeugen noch viel größer geworden. ‚Wie hat der das gemeint, als er meine Nachricht geliked hat?‘ ‚Wieso antwortet der jetzt nicht, obwohl der sie gelesen hat?‘ Das kann einfach davon abhängen, dass die Menschen unterschiedlich sind. Also gibt es auch hier einen steigenden Bedarf nach Leuten, die Kollegen in dem Bereich coachen können. Auch die Kommunikation an sich betrachten und helfen, eine Firmenkultur oder Art Etikette zu schaffen, wie man mit IT-Systemen arbeitet, um gemeinschaftlich im Team besser zu werden.

Wie kann ich mich jetzt darauf vorbereiten? Da würde ich sagen, okay, kümmert euch nicht nur um Technik, sondern auch um den Nutzen, den man daraus ziehen kann. Seht euch als Mittler im Unternehmen, um die Lücke zwischen Fachabteilung und IT zu schließen.

Die Branche ist riesengroß. Kannst du ein paar klassische Jobrollen beschreiben und gleichzeitig erklären, welche Gehaltschancen man hat?

Die Frage nach dem Gehalt ist natürlich nicht alles und lässt sich für einen bestimmten Job auch ganz schwer beantworten. Da spielen verschiedenste Faktoren eine Rolle: der Standort, die Größe des Unternehmens, die eigene Qualifikation etc. Dazu gibt es ja auch zahlreiche Gehaltsspiegel, die sich aber nicht so wirklich gleichen.

Andererseits höre ich von meinen Kollegen immer mehr, das andere Faktoren für den Verbleib im Unternehmen auch wichtig sind. Dazu zählen Dinge wie Flexibilität der Arbeit, Verbindung von Familie und Beruf, Homeoffice-Regelungen etc. – nennen wir es mal Firmenkultur und das „Wohlfühlen“ in der Firma. Aber nichts desto trotz, das Geld ist natürlich auch wichtig, denn wenn man nicht genug zum Leben hat, wird man auch nicht lange im Unternehmen verbleiben.

Also nehmen wir mal so ganz typische Fälle und fangen wir mit einer Einstiegsqualifikation an. Den nennen wir mal Anwendersupport, Helpdesk. Da sehen wir Gehaltsstrukturen von 2500-3000€ pro Monat. Der Helpdesk Support unterstützt die Anwender bei der täglichen Arbeit mit der IT, nimmt Störungsmeldungen oder Servicewünsche entgegen, kümmert sich entweder selbst um die Erledigung, der entsprechenden Tickets oder er skaliert die Anfragen an die richtige Stelle. Er kommuniziert auf jeden Fall aktiv mit dem Benutzer, damit der merkt, dass sich einer kümmert und ihm geholfen wird.

Einer der bekanntesten Berufstitel ist sicherlich der klassische Administrator oder Netzwerkadministrator. Den sehen wir schon etwas höher in der Gehaltsstufe, so zwischen 3000-4500€. Der Administrator ist jemand, der installiert Hardware und Software Systeme, richtet IT-Systeme ein und verwaltet sie. Er kümmert sich also darum das die Systeme immer aktuell sind, macht seine Updates, kümmert sich um die Berechtigungen, sichert Daten und stellt sie wieder her, wenn sie mal verloren gegangen sind. Wenn alles fein läuft dokumentiert der Administrator die Veränderung in der Systemlandschaft. Er kümmert sich also um den operativen Betrieb. Und wenn er seine Arbeit gut macht, merkt man überhaupt nicht, dass er da ist.

Ein weiteres Berufsbild, über das wir eben schon gesprochen haben, ist der Berater oder IT-Consultant. Je nachdem wie viel Verantwortung der Mensch übernimmt, sehe ich da schon Gehälter zwischen 4000-6000€. Der IT-Consultant ist jemand, der berät die Entscheider im Unternehmen über technische Möglichkeiten. Er entwirft Konzepte, um Anforderungen aus Fachabteilungen zu erfüllen und stellt die Schnittstelle zwischen Fachabteilungen und IT dar. Er informiert sich allerdings auch selbst ständig über neue Trends und Entwicklungen in der IT, um überhaupt Vorschläge machen zu können. Wenn dann die Umsetzung ansteht oder neue Systeme da sind, wird er natürlich auch Richtlinien entwerfen und hoffentlich auch für deren Einhaltung sorgen. Da reden wir also schon von einer deutlichen Führungskraft und von jemandem der ein Unternehmen strategisch weiterentwickelt.

Ein Klassiker, den ich noch erwähnen möchte, weil wir eben über den operativen Professional gesprochen haben, ist der Projektleiter. Da habe ich jetzt mal jemanden genommen, der entscheidende Projekte voranbringt. Für den sehen wir schon obere Gehälter von 5000-7000€ im Monat. Ein Projektleiter wird von den verschiedenen Fachabteilungen oder der Geschäftsleitung beauftragt, Projekte zu übernehmen. Er kümmert sich auch darum Projekte „in time, in budget, in scope“ umzusetzen. Damit das klappt wird er in der Regel nicht alleine arbeiten, sondern ein Projektteam anleiten. Da koordiniert er die Aufgaben, zerlegt diese in Häppchen, sodass sie auch geschafft werden können und verteilt sie an Projektmitarbeiter. Er muss sich dazu einen Status einholen, um laufend berichten zu können: Wo stehen wir? Sind wir tatsächlich noch richtig unterwegs? Dann muss er das an die entsprechenden Entscheidungsträger berichten und je nach Status zusammen mit den Entscheidungsträgern entscheiden, wie geht es weiter? Müssen wir das Projekt ändern? Da ist man schon ziemlich dicht an der Geschäftsleitung dran.

Rollen & Gehälter

Eine verlässliche Aussage für Gehälter verschiedener Rollen ist nicht zu treffen, da diese von den verschiedensten Faktoren abhängen. Hier sind einige Rollen exemplarisch herausgegriffen und dargestellt.

  • Anwendersupport, Helpdesk: 2500 bis 3000€ pro Monat
  • Netzwerkadministrator: 3000 bis 4500€
  • IT-Consultant: 4000 bis 6000€
  • Projektleiter: 5000 bis 7000€

Klingt fast so, als gäbe es für jeden Karriereschritt die passende Rolle…

Wir haben ja nur einen Teil beleuchtet. Über das Thema Softwareentwicklung haben wir gar nicht gesprochen, die Datenbankleute werden sich vernachlässigt fühlen, auch im Web und im Social Media haben wir gar nichts gemacht… Ich habe gerade einfach nur paar Blitzlichter beleuchtet. Die Zahl der tatsächlichen Jobprofile ist sehr, sehr groß.

So hatten wir ja auch schon angefangen: Warum ist die IT so ein spannendes Feld? Und es ist ja nicht nur die IT-Branche an sich mit Beratungshäusern wie wir, die IT liefern. Praktisch jedes Unternehmen hat eine eigene IT-Abteilung oder einzelne Leute die zumindest die Schnittstellen zur IT bilden und da Freude dran haben. Das heißt also wer sich für IT interessiert, der kann sich da schon verwirklichen.

Zum Abschluss: IT, Digitalisierung, Prozesse… all das ist in einem ständigen Wandel. Wie kann man denn da Schritt halten? Hast du einen Tipp?

Erstmal locker machen! Schritt halten mit allem, alles wissen, alles können…, dass kann niemand. Und wer das behauptet, der sollte am besten gleich wieder aufhören, denn der hat den Überblick schon verloren. Was man sagen kann: Wenn man Freude hat, sich mit IT-Systemen zu beschäftigen, dann hat man ein tolles Beschäftigungsfeld. Da kann man die Intensität oder auch die Spezialisierung so weit treiben, wie man gerne möchte. Wer gerne mit Technik arbeitet, der kann sich einschließen und programmieren. Wer aber lieber mit Menschen sprechen und diesen helfen möchte, der kann auch genau das tun.

Es werden praktisch alle Fähigkeiten gefragt und dementsprechend würde ich da einfach mit Freude rangehen. Mich neuen Entwicklungen öffnen und dann habe ich ganz furchtbar viel Spaß und kann das Thema lebenslanges Lernen, was nicht nur propagiert wird, sondern tatsächlich schon lange stattfindet, angehen. So bleibe ich dann am Ball.

Beratungssituation, bei der Unterlagen auf einem Tisch liegen.

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