„Diese duale Berufsausbildung innerhalb des regulären Dienstbetriebes‘ unterstützt – durch die Anwesenheit der Soldaten am Standort – die bessere Integration in die Gemeinschaft der jeweiligen Kompanie und stärkt das Vertrauen in die fachlichen Fähigkeiten bei den Vorgesetzten.“
Thomas Hink,
Stellvertretender Kommandeur ITBtl 282
FiSi online: Zukunftsperspektive mit IT-Berufsabschluss
Innerhalb eines Jahres bildet die goldsteps consulting Soldaten auf Zeit dienstzeitbegleitend aus
Zusammen mit dem Informationstechnikbataillon 282 (ITBtl 282) KASTELLAUN und dem Karrierecenter MAINZ hat die goldsteps consulting GmbH & Co. KG in einem Pilotprojekt erstmals IT-Soldaten dienstzeitbegleitend zum Fachinformatiker Systemintegration ausgebildet. Mit Erfolg.
Für Christian Zimmermann ist die Ausbildung „die Eintrittskarte in die zivile Karriere. Es hat mir also super in die Karten gespielt, dass diese Maßnahme angeboten wurde“, freut er sich. Der Mannschaftssoldat wird die Bundeswehr nächstes Jahr verlassen und plant ein Jahrespraktikum in der freien Wirtschaft. Das Schöne: „Mit dem Berufsabschluss bietet der Berufsförderungsdienst (BFD) ziemlich viele Möglichkeiten sich noch weiterzubilden.“ So stehen für ihn nun beispielsweise noch die Ausbildung zum ITIL Expert und Datenschutzbeauftragten auf der Liste. Da seine Fachinformatiker Ausbildung als interne Maßnahme über den BFD gefördert wurde, ist sein BFD-Förderungsbudget für das Dienstzeitende noch nahezu unangetastet.
Projekte aus der Bundeswehr
Zimmermann ist genau wie die anderen 14 Teilnehmer der Maßnahme ein IT-Soldat und im ITBtl in KASTELLAUN stationiert. Die meisten Mannschaftssoldaten weisen also allein durch ihre tägliche Arbeit ein Grundwissen der Materie vor.
Dass Soldaten eine Ausbildung zum Fachinformatiker machen ist natürlich keineswegs neu. Dass sie das dafür notwendige Projekt mit dazugehöriger Dokumentation aber in der Bundeswehr durchführen ist ein Novum – nicht nur für die Bundeswehr, auch für die IHK. „Es war natürlich erstmal eine Herausforderung, die bundeswehrinternen Projekte so aufzubereiten, dass sie für eine IHK-Prüfung funktionieren“, erinnert sich Jovan Ilic, Geschäftsführer der goldsteps consulting und Hauptausbilder der Soldaten. „Im Endeffekt hat es aber super funktioniert.“ Und sein Kollege Carsten Müller ergänzt: „Das macht das Ganze ja so spannend. Unsere Teilnehmer haben die Praxis tagtäglich, weil sie bei der Bundeswehr schon in der IT eingesetzt sind und arbeiten wirklich Projekte in der Bundeswehr ab. Wir müssen sie dafür nicht in die freie Wirtschaft schicken.“
„Die Ausbildung ist meine Eintrittskarte in die zivile Karriere.“
– Christian Zimmermann
Voraussetzungen erfüllen
Die Tatsache, dass die Soldaten bundeswehrinterne IT-Projekte durchführen und ihre Berufsausbildung noch dazu in weniger als einem Jahr dienstzeitbegleitend absolvieren, stellt natürlich gewisse Voraussetzungen an die Teilnehmer. „Als kompletter Quereinsteiger schafft man das hier nicht“, sagt Absolvent Sebastian Freitag. „Eine gewisse Affinität für IT und etwas Vorwissen helfen ungemein weiter.“
Auch der BFD fordert für teilnehmende Soldaten eine gewisse Vorausbildung innerhalb der IT, so z.B. durch die Dienstpostenausbildung IT-Soldat sowie weitere Ausbildungen am Arbeitsplatz in verschiedenen Fachrichtungen. Dieses Vorwissen kann die Ausbildung zum Fachinformatiker auf solidere Füße stellen und erhöht die Wahrscheinlichkeit eines positiven Abschlusses.
Sind die Voraussetzungen erfüllt, werden die interessierten Kandidaten zum Einstellungstest durch goldsteps eingeladen. „Dort wird relativ breit gefächert IT-Wissen abgefragt“, erklärt Carsten Müller, der die Maßnahme für goldsteps federführend mitentwickelt hat. „So sehen wir, ob sich der Mensch wirklich für IT interessiert. Außerdem halten wir eine Unterrichtseinheit, bei der die Soldaten schon einmal gucken können, ob sie den Inhalten folgen können. Auch daraus wird im Anschluss Wissen abgefragt.“ All diese Maßnahmen gewährleisten, dass die ausgewählten Kandidaten die Ausbildung auch erfolgreich abschließen können.
Mit dem Dienst vereinbar
Die Ausbildung selbst erfolgt überwiegend online. Zweimal pro Woche treffen sich die Teilnehmer abends mit ihrem Ausbilder im virtuellen Klassenzimmer. „Das war am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig“, erinnert sich Pascal Geißler. „Aber man gewöhnt sich schnell an die Online-Sessions.“
Sein Kamerad Freitag findet in dem Zusammenhang: „Das Niveau war sehr gut. Es wurde sogar teilweise auf die Bedürfnisse einzelner eingegangen. Fragen konnte man auch jederzeit stellen, sodass diese Sessions interaktiv waren.“ Und auch wenn es beispielsweise aufgrund von Übungen im Dienst teilweise schwierig war, an den Online-Sessions teilzunehmen, sei es irgendwie dann doch meistens möglich gewesen. Sollte es aber trotzdem einmal nicht geklappt haben, konnten die Teilnehmer sich auch jederzeit eine Aufzeichnung der Webinare anschauen und den Stoff so nacharbeiten.
Win-Win für alle Beteiligten
Obwohl die Ausbildung mitunter „ein richtiger Brocken Arbeit war“ (Tristan Aurin), habe sich die Arbeit definitiv gelohnt. Sebastian Freitag hat beispielsweise schon vor seiner Ausbildung im Bereich 1st Level Support gearbeitet. „Das war so eine Art ‚learning by doing‘. Durch die Ausbildung jetzt versteht man die Zusammenhänge besser und weiß, warum bestimmte Dinge funktionieren oder eben auch nicht. Das gibt einem den entscheidenden Touch, um wirklich gut zu sein.“
Doch nicht nur im praktischen Bereich setzen die Teilnehmer ihr neues Wissen ein: Dominik Weber erzählt beispielsweise davon, wie er zusammen mit Feldwebeln die sogenannte Dienstpostenausbildung durchgeführt hat. „Man ist durch die Ausbildung theoretisch extrem stark geworden und kann jetzt super gut Wissen vermitteln.“ Gleichzeitig sei durch den erlernten Beruf auch das eigene Ansehen in der Kompanie gestiegen – „gerade, weil es ein Fachberuf ist, der bei uns in der Kompanie relevant ist“.
Erfolgreicher Pilot
Ilic und Müller von goldsteps freuen sich nach dem erfolgreichen Pilotprojekt nicht nur über die fantastische Erfolgsquote ihrer Teilnehmer, sondern auch über die tolle Unterstützung durch das ITBtl KASTELLAUN und das Karrierecenter MAINZ mit seinem Berufsförderungsdienst. „Ohne den persönlichen Einsatz bestimmter Schlüsselfiguren hätten wir diese speziell für Zeitsoldaten entwickelte Maßnahme nicht auf die Straße bringen können“, resümiert Müller. Dass die Teilnehmer dann im Nachgang auch noch durchweg positiv über ihre Ausbilder sprechen, zeigt einmal mehr wie gut das Pilotprojekt funktioniert hat.
Und eines steht fest: Während bei einigen Soldaten wie Christian Zimmermann schon feststeht, wohin die berufliche Reise jetzt nach der Ausbildung und dem Abschluss der Dienstzeit gehen soll, ist es bei anderen noch vollkommen offen. Die Ausbildung wird ihnen aber in jedem Fall helfen, denn: „IT brauchen wir, das ist die Zukunft“, sagt Teilnehmer Mehmet Doga Yenioglu. „Alles wird vernetzt und jeder hat das Internet in seiner Hosentasche. Das hier ist eine Ausbildung mit Zukunft.“
Berufsausbildung
- On 19. September 2017